Wie verarbeitet man fast 3 Monate Lockdown, die man in Marokkos Süden, auf dem Land verbracht hat, in einer marokkanischen Großfamilie?

Eine Zeit, die man am Rande der Wüste, inmitten einer riesigen Oase verbracht hat, in einer Gegend, die von Dattelanbau und Landwirtschaft geprägt ist?

Eine Gegend, in der man von soviel Weite umgeben ist, und doch soviel Zeit in eng zirkulierter, häuslicher Umgebung verbracht hat, nachdem die herrschende Ausgangssperre einen größeren Radius unterbunden hat (bis auf Ausnahmen und illegale Ausflüge in die nähere Wüstenumgebung, außerhalb der Augen der Polizei).

Wie packt man all diese vielen Erlebnisse von 3 Monaten Lockdown und unfreiwilliger Hausquarantäne am Rande der Wüste in eine griffige, passende Form?

Packt 2 Ziegen (1 geschlachtete und 1 lebendig gebliebene), 7 Schafe (inklusive neugeborener Lämmer, von denen eins starb), Katzen (davon eine Vielzahl, einige sind tragisch dahingegangen), so viele Kinder mit entsprechendem Lärm- und Nervpegel, die ganze laute marokkanische Großfamilie, das eigene Kind, den Mann, den Sand, die heißen Winde, die vielen Stunden am Computer in der Arbeit an diversen Projekten für Kunden, den nerv- und energiezehrenden Trubel im Haus, die zunehmende Hitze im weiteren Verlauf der Wochen (nachdem es am Anfang noch empfindlich kalt war), das im Mai mit einem Münchner Radiosender geführte Interview, die Telefonate mit Kunden mit Schafgeblöke im Hintergrund, die Granatäpfelblüten, die im Laufe dieser Zeit zu Früchten wurden, der Feigenbaum, klein gepflanzt und am Ende bereits schon sehr groß gewachsen, die viele Spatzen (von denen einige im Bauch oben genannter Katzen landeten), zwei Hasen aus der Wüste, Eselgeschrei, Motorengebrumm, Geplapper, die Zeit des Ramadan mit seiner ganz eigenen diesjährigen Corona-Atmosphäre, Unmengen an getrunkenem Tee, Tonnen an verspeistem Brot, literweise getrunkener Suppe, ganz viel Sonne, marokkanische und deutsche sowie internationale Corona-Nachrichten und die immer wieder verlängerte, jedes Mal Frust erzeugende Ausgangssperre...und was nicht noch alles passiert ist in dieser Zeit.

Läßt all die widerstreitenden Gefühle während dieser Zeit nochmal Revue passieren, inklusive all den Nerv und den Frust, die Wut und Verzweiflung über die verfahrenene, bekloppte Corona-Situation mit all den unschönen Auswirkungen für einen selbst und das ganze Land und seine Menschen...die Hoffnung auf Öffnung, mit anschließender Enttäuschung über eine Verlängerung der Ausgangssperre... das Gefühl, inmitten der lauten, turbulenten Großfamilie durchzudrehen, auf der verzweifelten Suche nach Ruhe und Zeit für sich allein (ein unmögliches Unterfangen), die Träume vom Nachhausekommen, in die eigene Wohnung, die eigenen vier Wände...nach Hause fahren...endlich...

Kann es ein Comic werden? Was wäre naheliegender für mich?

All dies sollte erzählt werden!

Man wird sehen... es bleibt spannend.

 

Eva Hoppe

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